Bedeutung der Hyperfokaldistanz

 

Den meisten Hobby- und Amateurfotografen dürfte der Begriff der "Schärfentiefe", im Englischen "deapth of field" (dof), noch bekannt sein. Sie gibt an welcher Bereich des Raumes scharf abgebildet wird. Die Schärfentiefe ist abhängig von der Brennweite des Objektives, von der verwendeten Blende, vom Abstand der Kamera zum fokussierten Objekt und von der Sensorgröße der Kamera. Die Bereiche reichen in der normalen Makrofotografie von zehntel Millimetern über wenige Millimeter oder Zentimeter bei Portraits bis zu vielen Metern (bis ins Unendliche) bei Landschaftsbildern.

 

Gerade in diesem Aufnahmebereich spielt die Hyperfokaldistanz eine entscheidende Rolle. Bei Landschaftsaufnahmen ist es oftmals erwünscht, dass ein möglichst großer Bereich des Raumes scharf abgebildet wird, also vom Blümchen, Stein oder Pflanzenteil im Vordergrund bis zum Horizont, den Wolken und sogar den Gestirnen im Hintergrund. Dies kann ohne computerunterstütze Bildbearbeitung "focus-stacking" (bei der die scharfen Bereiche unterschiedlich fokussierter Bilder zusammengebastelt werden) nur erreicht werden, indem ein möglichst weitwinkliges Objektiv bei stark geschlossener Blende benutzt wird und auf die Hyperfokaldistanz fokussiert wird. Der Autofokus einer Kamera wird bei Landschhaftsbildern fast immer auf sehr weit entfernte Objekte oder sogar auf Unendlich scharf stellen. Dabei wird allerdings ein großer Bereich der möglichen Schärfentiefe, die im Vordergrund abgebildet werden könnte, ungenutzt bleiben. Die Hyperfokaldistanz gibt an auf welche Distanz fokussiert werden sollte, damit die Schärfentiefe gerade so bis ins Unendliche reicht, um auch möglichst viel des Nahbereiches noch scharf abbilden zu können. Klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach.

Ein Beispiel fürs Vollformat (klassisches Kleinbildformat, Sensorgröße 36 x 24 cm): Sie haben ein 24mm Objektiv und wollen Blende f16 (große Zahl bedeutet kleine Blendenöffnung) benutzen (noch kleinere Blendenöffnungen wie f22 sorgen häufig für starke Beugungsunschärfen und sind daher weniger empfehlenswert). Wenn ihr Autofokus jetzt auf den 100 Meter entfernten Baum scharf stellt, wird der Bereich zwischen 1,20 m und Unendlich scharf abgebildet. Das Blümchen im direkten Vordergrund bleibt leider unscharf. Da Sie sich allerdings gut auskennen, werden Sie als erfahrener Kamerabenutzer auf die Hyperfokaldistanz scharf stellen. Diese liegt bei beschriebener Brennweite und Blende bei ca. 1,25 m. Also Autofokus ausschalten (oder den Fokusspeicher nutzen), auf gut einen Meter scharf stellen und schon wird ein Bereich zwischen ca. 60 cm bis ins Unendliche scharf abgebildet. Nun können Sie am Rechner auf Ihrem Bild sogar noch das Bienchen erkennen, das sich an der Blüte gestärkt hat.

 

Noch ein vergleichbares Beispiel für das sehr weit verbreitete APS-C Format (ca. 24 x 16 cm Sensorgröße für Nikon und Sony, bei Canon etwas kleiner):

Brennweite des Objektives 16 mm (entspricht 24 mm fürs Vollbildformat), Blende wieder f16.

Hier liegt aufgrund des kleineren Sensors die Hyperfokaldistanz bei ca. 80 cm. Darauf fokussiert kann der Bereich zwischen 40 cm und Unendlich scharf abgebildet werden. Bei den sehr weit verbreiteten Kitzooms mit 18 mm Brennweite sollte bei Blende f16 auf etwa 1,10 m fokussiert werden.

 

Wie finde ich heraus, welches die Hyperfokaldistanz in meiner ganz speziellen Aufnahmesituation ist? Sie können sie entweder ganz kompliziert berechnen, Formeln dazu gibt es z.B. bei Wikipedia. Oder sie benutzen eine der vielen handyapps zu diesem Thema. Meine Empfehlung: „DoF Calc“. Kamera auswählen, Brennweite und Blende eingeben und Hyperfokaldistanz ablesen. Bei der Verwendung von spiegellosen Systemkameras mit "Kantenanhebung" oder "focus peaking", kann die Schärfentiefe sehr gut im Sucher oder auf dem Display kontrolliert werden. Bei Spiegelreflexkameras müssen im live view die Bereiche zur Kontrolle herausvergrößert werden.

Hier ein Beispiel mit 15mm Brennweite und Blende f13. Von der Ähre bis zum Horizont, alles scharf. Die neugierige Schwebfliege oben unterliegt der Bewegungsunschärfe ;-)

 

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